Todesstoss für die Physiotherapie?

Am Mittwoch, 16. August 2023, hat der Bundesrat Vorschläge zur Anpassung des aktuellen Tarifvertrages gemacht. Die Vorschläge schaden der physiotherapeutischen Qualität und gefährden die Patientenversorgung. Wir teilen hier gerne

die Analyse von Silke Avancini Physiotherapeutin bei Physiozentrum:
https://www.physiozentrum.ch/wallisellen/blog/2023/08/analyse-der-vorschlaege-zur-tarifanpassung/

sowie das Statement von Practice2science
https://www.science2practice.ch/blog-links/statement-von-science2practice-zum-vorschlag-des-bundesrates-zur-verguetung-in-der-physiotherapie

und von Markus Angst von Aktiv Physio
https://aktivphysio.ch/tarifverhandlungen-gescheitert-wie-weiter/

Wer nicht so viel lesen möchte, fasse ich kurz zusammen:

Der Tarifvertrag wurde 1997 festgesetzt und seither nicht angepasst. Der Taxpunktwert wurde einmal angehoben, er enthielt damals bereits nur ein Bruchteil der Teuerung.
Ein wachsender Anteil von Kosten und Arbeit sind nicht gedeckt.
Zur Zeit ist die Situation so, dass Physiotherapiepraxen nicht mehr kostendeckend arbeiten können und Physiotherapeuten nicht angemessen entlöhnt werden.
--> Dies hat zur Folge, dass Patienten auf langen Wartelisten landen, wodurch ein optimaler Heilungsverlauf oft nicht gewährleistet werden kann.

Warum entstehen diese Wartelisten?
--> Physiotherapie ist ein schlecht bezahlter Knochenjob, wie die LeDA Studie ( https://lnkd.in/egRkudcS ) beweist. Dies hat zur Folge, dass 50% der ausgebildeten Physiotherapeut:innen aus dem Beruf aussteigen und es an qualifizierten Physios mangelt. Mit den geplanten Tarifanpassungen werden sich ausserdem viele nicht mehr dazu entscheiden diesen wunderbaren, kostensparenden Beruf zu erlernen.

Jetzt hat der Bundesrat eine Tarifrevision in die Vernehmlassung geschickt, welche die Situation noch verschlimmert. Sie stützt auf keiner der von physioswiss verlangten Studien, sondern berücksichtigt nur die Forderungen der Versicherer

Und dies obwohl der Tarif zwischen den beiden Vertragspartner Physioswiss und den Vertretern der Krankenversicherer verhandelt werden müsste. Nur wenn sie dies nicht tun, ist der Bundesrat befugt eine Tarifanpassung festzusetzen.

Warum also tat er dies? Wir haben da so unsere Ideen. Fakt ist, dass Physioswiss verhandeln will und die Versicherer die Verhandlungen blockieren.

Die Argumente der Versicherer sind entweder gelogen oder sie widersprechen sich. Oder wie kommt es, dass Konrad Graber Präsident von Curafutura einmal sagt die 3,6 % Anteil an den Gesundheitskosten der Physiotherapie seien schuld an den steigenden Krankenkassenprämien und gleichzeitig behauptet, dass die 5% Anteil an den Gesundheitskosten der Verwaltung der Krankenkassen zu klein sei um kostenrelevant zu sein?

Bitte setzt euch für die Physiotherapie ein, es geht um das Aussterben eines wichtigen Berufs.

(© Bild: robertdering – AdobeStock)